Archiv | März, 2012

GRIECHISCHE ZUSTÄNDE: (POST-)MODERN, WIDERSPRÜCHLICH, KENNZEICHNEND

25 Mär

vom 25/03/12

Dem ehemaligen Θεατρο Εμπροσ (Empros) wurden die Gelder gestrichen und es musste schließen. Eine Gruppe Künstler entschloss sich daher es am 11.11.2011 zu besetzen, veranstaltet dort kostenlose Programme und bietet der open assembly des Stadtteils Ψύρρη (Psyrri) einen Raum zur Diskussion und Aktion. Die Versammlungen der realdemocracy-Bewegung gibt es jetzt wöchentlich in allen Stadtvierteln, seitdem der ΣΥΝΤΑΓΜΑ-Platz (Syntagma) nicht mehr occupied ist. In eben jenem Theater trafen sich in den letzten Tagen auch Aktivisten gegen die Austeritätspolitik um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Entscheidende Erkenntnis der Erfahrungen aus den sozialen Kämpfen ist der Zusammenhang wirtschaftlicher Situationen in Griechenland, Italien und allen anderen Ländern der EU. Das sich zurückziehende Kapital hinterlässt verbrannte Erde: ein zusammenbrechendes Sozialsystem, den Abbau demokratischer Rechte, die Beschneidung der Freiheit und die zunehmende Verachtung der Menschenwürde. Das Finanzmarktregime, welches in der Tat wie eine postdemokratische Besetzungsmacht über Griechenland als ein Versuchslabor neuartiger neoliberaler Ausbeutung herfällt, bedient sich aller herrschaftlichen Mittel um die Sparpolitik durchzusetzen: Damit aus der Asche wachsen kann, was nur den Wenigen zu Gute kommt.

Sind die griechischen Proteste für ihre Intensität bekannt, muss die Rolle der medialen Darstellung von Gewalt oder alternativen Gesellschaftsentwürfen in den Blick genommen werden. Die gezielte Entpolitisierung der Menschen und die Produktion von Angst geschieht in Griechenland auf einer psychologisch äußerst ausgefeilten Ebene und kann doch nicht die enormen Widersprüche verdecken, welche der Zwang zum wirtschaftlichen Wachstum generiert. Die Dinge sind anders, als sie gescheint werden. Zum Beispiel wird die Innenstadt in der staatlichen Propaganda bewusst als schrecklicher Ort des Chaos insziniert; beherrscht von Junkies, Anarchisten und Migranten. Geht man auf die Straße kann davon aber nicht die Rede sein. Denn in einem Zustand, welcher die logische Konsequenz bestimmter politischer Maßnahmen ist, organisieren die Menschen ihr Zusammenleben ganz natürlich von selbst, weil sie in diesen Moloch geworfen, nichts weiter als leben wollen.

Wenn der Staat aber so offensichtlich seine Legitimationsgrundlagen missachtet, nimmt es somit nicht Wunder, dass die Menschen ganz von selbst nach anderen gesellschaftlichen Organisationsformen suchen oder sie aus purer Notwendigkeit einfach leben. Denn die wirtschaftliche, genauso aber auch politische, Krise verändert die Gesellschaft insgesamt, wenn jene die viel haben, ihr Geld in die Schweiz bringen, jene die genug hatten, nun hart rechnen müssen und jene, die schon zu wenig hatten, an den Rand ihrer Existenz gedrängt werden und auf der Straße leben müssen.

Was aber soll die Antwort auf diese Verhältnisse sein? Soll da eine andere Welt möglich sein, oder heißt es zunächst einmal zu sagen, dass diese Welt nicht möglich sein darf? Soll da eine große demokratische Bewegung aufkommen, sollen womöglich sozialere Parteien in den Wahlen im Mai an die Macht kommen und die Maßnahmen etwas gerechter durchsetzen, zu deren Verwalter sie werden? Vielleicht gilt es aber auch den Alt68ern zu gedenken, welche formulierten: „Wir sind eine kleine radikale Minderheit“. Dieser Vergleich ist nicht zufällig gewählt, denn wirklich erinnert einiges von den griechischen Zustände eine schon lange überwunden geglaubte Zeit. Paradox aber ist, dass diese Situation eben gerade ganz aus dem Heute erwächst und in gewisser Weise auch anderen Ländern zur Vorausschau dienen kann, wenn die Grundlagen unserer Zivilisation nicht bewusst geändert und von den Menschen gestaltet werden.

Jene ohne Stimme, ohne Wahlrecht, sind es die symbolisch dafür stehen, dass das politische System die Menschen nicht vertritt. Das erfahren sie schließlich hier jeden Tag, bei ihrer Reise nach Europa und oft wohl auch in ihren Heimatländer. Semipermeabel, halbdurchlässig, sind die Grenzen, welche Kapitalströme ohne Rücksicht hinein- und hinausdiffundieren lassen, während die kapitalistisch Unproduktiven welche darin existieren als Fremdkörper wahrgenommen, verachtet und von Faschisten verprügelt und ermordet werden. Für manche Griechen besteht kein Widerspruch darin, die Ausländer weg haben zu wollen und selber 30 Jahre lang in Deutschland gearbeitet zu haben. Andere aber sehen ihn, engagieren sich und setzen zum Beispiel für eine menschenwürdige Betrachtung des Israel-Palästina-Konfliktes ein, wie bei einer Diskussionsveranstaltung in der angeeigneten Markthalle, der Αγορα im Stadtteil Κυψέλη (Agora Kypseli).

Begreifen sollten wir, dass die harten sozialen Konflikte, welche seit zwei Jahren hier in Athen ausgetragen werden und zur Realität Syriens, Palästina-Israels, Ägyptens und überhaupt zum Großteil der Welt gehören, keine ‚Fehler‘ sind, sondern Kennzeichen dessen, dass die Akkumulation von Kapital funktioniert oder (gewaltsam) wieder hergestellt wird. Deswegen scheint es, dass wir gezwungen sind in einer Gesellschaft leben zu müssen, welche ausgrenzt und einmauert. Sie grenzt aus, aus einem fiktiven und nationalistisch hergestelltem Ganzen, wie gerade auch heute am Nationalfeiertag zur Befreiung der türkischen Herrschaft vor 91 Jahren. Sie mauert ein, in eine abstrakte und anonyme (Pseudo-)Individualität, welche die Menschen auf ihren ökonomischen Nutzen reduziert und Glück durch Konsum verspricht, weil er den Status der Menschen in der sozialen Hierarchie bestätigt.

DEMO GEGEN FASCHISTEN UND FÜR DIE RECHTE VON IMMIGRANTEN

20 Mär

vom 17/03/12

Eines der praktischen Dinge in Athen ist die Möglichkeit, sich über interessante Veranstaltungen, auf den vielen Wegen, die Großstadtleben mit sich bringt, informieren zu können. Wie überall schreit einen die Werbung von Plakatwänden an und heißt den Unerfüllten ihr Glück im Konsum zu finden. Neben dieser penetraten Aufforderung Spielgeld in Güter umzusetzen, um die stockende Warenproduktion anderer Länder in Gang zu halten, ist es aber auch möglich, von sinnvollen Sachen zu erfahren. Die Plakate der politisch motivierten Gruppen stellen eine schätzenswerte Alternative zur kommerziellen Propaganda dar und überbieten jene in ästhetischer Hinsicht bei Weitem.

So war es auch unübersehbar, dass die Partei der Sozialistische Arbeiterbewegung zu einem Marsch gegen Neonazis und für die Rechte von Immigranten-Arbeitern aufrief. Am 17. März versammelten sich dementsprechend einige hundert Leute an der ΠΑΝΕΠΙΣΤΙΜIΟ und marschierten Richtung des Platzes ΠΑΝΤΕΛΕΗΜΩΝ. Im Viertel entlang der Αχαρνων- Straße wohnen mehr Immigranten als Griechen. Es bildet somit einen Brennpunkt der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen der verschiedenen Kulturen, welche wild zusammengeworfen werden. Das ’schlechte‘ und ‚gefährliche‘ Viertel ist für jeden anständigen Griechen eine no-go-area. Und wenn die ‚Rechtschaffenen‘ nur oft genug darüber reden, wird es auch möglich die offensichtlichen sozialen Ursachen von Kriminalität auszublenden.

Geschieht das in einer abwehrenden Haltung zunächst rein intuitiv, nutzen Neonazis geschickt die Krisensituation um ihre Position zu stärken, wobei es freilich im Sinne all zu vieler ist, Sündenböcke zu finden und zu brandmarken. Es sind die Fremden, die Schrägen und die Schwachen welche die größte Last der kapitalistischen Widersprüche tragen müssen, um die anderen rein zu halten; rein und sicher. Und es sind jene, die sich für sie einsetzen, welche den Zorn der Anständigen auf sich ziehen. Die rechts-nationale, orthodoxe LA.O.S.-Partei, welche nach den letzten Wahlen im November an der Regierung beteiligt worden war, drang darauf, die Demo zu verbieten. Es gelang ihr nicht. Diesmal.

Zwei Hunde laufen vor den Bannern. Sie wittern, wo etwas los ist, wissen genau, was das bedeutet und begeben sich mitten hinein. Wohlbekannte Demo-Rufe erschallen. Junge Männer laufen vorne und am Rand der Demo und tragen ihre Motorradhelme in der Hand. Einige Jungs nehmen Stöcke mit. Sie sind gerüstet und diese Symbolik spricht für sich. Ansonsten sind viele ältere Menschen zu sehen und natürlich viele Ausländer.

Die Demonstration bewegt sich Richtung des Ομονoia-Platzes und verschafft sich lautstark jene Stimme, die den Nicht-Privilegierten sonst versagt wird. Im McDonalds stellt eine britische Touristin brüskiert fest: „That’s why all the cops are around!“. Ohne es zu wissen, drückt sie damit sehr gut aus, welche Position sie in der Gesellschaft einnimmt und welche den ‚Anderen‘ zukommt. Ihre Freiheit und jene der Faschos wird vom Staat gewahrt – und im selben Zuge für die Menschen eingeschränkt, die heute für ihre Rechte auf der Straße sind.

Dass das kein Spaß ist, wird zum Beispiel verständlich, wenn Leute an die Wände sprühen:„Faschisten an den Galgen!“. Die faschistische Partei Χρυση Αυγη („Goldene Morgendämmerung“) war sehr aktiv in letzter Zeit, verteilte Propaganda und starteten Messerattacken auf Migranten. Für welche Gruppen die Einwandererviertel gefährlich sind, steht somit noch einmal in einem anderen Licht.

Wohin die Demo sich bewegt, werden die Läden mit Gittern verschlossen und die Kunden teilweise gleich mit. Die Ladenbesitzer mögen nicht unbedingt gegen die Botschaft der Demonstranten sein. Aber sie haben ihre Erfahrungen. Ziemlich am Anfang der Αχαρνων- Straße wird der Menschenzug gestoppt. Die Polizei lässt es nicht zu, dass sich die Leute in das Viertel der Nazis bewegen. Und es sind zu wenige, als dass sie durchbrechen könnten – deswegen findet das Konzert jetzt hier statt. Die Bühne dafür ist schnell errichtet.

Beim Verlassen der Demo wird man erst der anderen Seite gewahr: Polizisten stehen in allen Nebenstraßen mit verschiedener Ausstattung, aber auf jeden Fall bereit. In einer Gasse rennt eine ganze Horde Kinder um sie herum, versteckt sich hinter Autos und spielt mit verschränkten Händen Schießspiele. Direkt bei den Polizisten, ihre Blicke suchend. Es sind ausnahmslos Migrantenkinder und sie wissen was gespielt wird; sind beeindruckt von den starken bewaffneten Männer; wollen sein wie sie und spotten doch auch instinktiv über die Macht, welche ihr Viertel besetzt. Doch mit der Krise wurde die Ausnahme zur Regel und die harte Hand zur täglichen Praxis. Auch wenn es an diesem Tag zu keinen Straßenschlachten kommt. Das die Nazis keinen Überfall starten liegt einzig daran, dass sie hoffen in den nächsten Wahlen ins Parlament einzuziehen.

Dass das Ringen um Gleichbehandlung und Anerkennung ein täglicher Kampf ist, der sich nicht in einer abstrakten liberalen Schöngeisterei versöhnen lässt, ist in Athen auf der Straße zu sehen. Es gibt noch Menschen, die die Realität sehen können. Und sie formulieren, dass dieser (und jeder) Zustand unhaltbar ist, wo sich das menschliche Leben und die Organisation des gesellschaftlichen Miteinanders doch im permanenten Fluss befinden – ob wir das einsehen oder nicht.

AΘΗΝΑ – STADT DER WIDERSPRÜCHE

19 Mär

vom 15/03/12

Mit offiziell 4 Millionen Einwohnern ist der Großraum Athen-Piräus die viertgrößte Stadt Europas. Ein Drittel aller Griechen lebt zusammengepfercht in diesem Kessel, eingeschlossen von drei beachtlich hohen Gebirgsketten und dem glitzernden Saronischen Golf.

Die Gegensätze der Stadt wirken bizarr, denn es ist so Vieles, was im Tal der Zivilisation zusammenfließt, zusammengeworfen wird, auf das irgendetwas daraus entstehe. Als Teil Europas wird hier die Eigenständigkeit betont – die griechische Schrift wirkt befremdlich auf die Fremden. Und fremd fühlen sich viele; andere wiederum überhaupt nicht, wenn sie ihr Viertel gefunden und sich eingerichtet haben. Ehemals wunderbar kunstfertige Häuser stehen zum Abriss bereit, während sich neben ihnen modernste Architektur erhebt. Ein gepflegter Park am Tage wird zum Aufenthaltsort und zur Schlafstätte in der Nacht für die Obdachlosen.

Denkmale stehen herum, erzählen von irgendwelchen militärischen Ereignissen um dem Rüstungskonsum vor allem deutscher Waffen fortwährend Legitimität zu verleihen. Neben ehrwürdigen Tafeln sind die Wände in roter und schwarzer Farbe mit Slogans besprüht und (zum Glück) würde es keine Kommunalreinigung je fertigbringen, die Wände davon zu reinigen. Man sieht die Junkies in gewissen Straßen, wo sie von der Polizei geduldet und hin und wieder ‚versetzt‘ werden. Eine Crackpfeife am Tage ist nichts, wozu man einen uneinsichtigen Platz benötigt.

Wobei der Platz ohnehin begrenzt ist. Manche Straßen sind so eng, dass sie auch gegen Mittag nicht richtig hell werden. Und es gibt Plätze, deren Marmor in hellstem Weiß glänzt, welche regelrecht erleuchtet sind. Als beliebtes Touristenziel kann man Athen als die reinste Illusion wahrnehmen, wenn man sich nur an die Plätze der Urlauber bewegt. Doch die Metropole ist laut, schmutzig, stinkend in den Straßen – nicht wiederum in der modernsten Metro der Welt, auf welche die Athener furchtbar stolz sind. Sie bildet einen eigentümlichen Kontrast zu den antiken Gemäuern wie der Akropolis und dem ganzen alten Zeug aus 5000 Jahren Besiedlungsgeschichte. Bis an die alten Mauern ist alles voll mit moderner Zivilisation: dem ganzen Reichtum, der bittersten Armut und der Polizei, die dafür sorgt, dass sich das Hamsterrad weiterdreht.

Die unvermeidliche Hektik der Großstadt wird von der berühmten Lässigkeit der Griechen konterkariert, welche sich in der Gangart zeigt oder der Café- und Kneipenkultur manifestiert. Das entspannte Laissez-faire kann sich aber dem Verdacht nicht entziehen, neben einer Mentalität einfach eine Strategie zu sein um mit dem chaotischen Leben hier umzugehen. Auch die Bewohner wissen nicht, wie es möglich ist, dass diese Stadt funktioniert und das eigentlich Faszinierende ist, dass überhaupt so vieles läuft und arbeitet und sich beschäftigt.

Tief gespalten, vielmehr zersplittert, ist die Gesellschaft welche seit je her eine so wechselseitige Geschichte erlebte, wo die Reichen und die Armen aufeinanderprallen, wo die Systemfrage im Kalten Krieg bis zum Zerreißen auf der Tagesordnung stand, wo bis 1974 eine von den USA gestützte Militärdiktatur die Macht innehatte und Demokratie und die Orientierung Richtung des ‚guten‘ Westens nach 1990 und der Euroeinführung jene Hoffnungen verhießen, die von Anbeginn an schon eine Farce waren.

Das medial in letzter Zeit sehr bekannt gewordene Parlamentsgebäude steht wie eh und je um eine Idee zu verkörpern, die schon in ihren Grundlagen nur zu Teilen verwirklicht worden ist. Hatten die Griechen immer Schwierigkeiten mit der demokratischer Organisation einer stark korrupten Gesellschaft, kann in Zeiten der Finanzmarktherrschaft nicht mehr von Mitbestimmung die Rede sein. Vielleicht ist dies insofern notwendig, als dass offenbar wird, dass jene Herrschaftsform nie ein Kompromiss zwischen verschiedenen Gruppen war die miteinander verhandelten, sondern immer nur die Verwaltung und Ausbeutung des Bestehenden, durch jene Gruppen, die sich eben gerade durchsetzen konnten. Nur, dass die Herrschaft internationaler geworden ist und die lokalen Eliten heute die Troika aus Europäische Zentralbank, den Internationalen Währungsfond und der Europäischen Kommission daran beteiligen müssen.

Nur einen Steinwurf vom Parlament entfernt könnte man sagen, liegt der Stadtteil Exarchia, in welchem sich die anarchistische und widerständige Szene sammelt, welche unter keinen Umständen als ‚links‘ bezeichnet werden will. Orte der Selbstorganisation, der Bildung und Gestaltung von Lebensräumen finden sich in Athen viele. Und wie die Ansammlung an sich, ist das alles ein großes Experiment bei welchem es schwer fällt, sich zu konzentrieren und nicht vom Wirbel des pulsierenden Lebens mitgerissen zu werden und zu verlieren. Die bewusste Annahme der Widersprüche, statt ihrer Verdrängung, das Hinschauen, statt das Wegschauen und das aktiv werden, statt zu resignieren, ermöglicht einen räumlichen Ort und eine geistige Atmosphäre, in welcher neue Formen der Vergesellschaftung entwickelt werden, welche Freiheit, Gleichheit und Solidarität zum Ideal haben.

Vom Likavittos aus, dem größten Hügel in der Stadt, bekommt man erst einen Eindruck von dem Wahnsinn der Zivilisation, welcher sich in diesem weißen Häusermeer abspielt. Unmöglich scheint es, dieses Konglomerat aus Straßen, Häusern, Menschen, Katzen, Plätzen und Dingen zu beherrschen oder ernsthaft zu steuern. Doch es gelingt, beziehungsweise geschieht einfach irgendwie. In diesem Ausmaße allerdings spricht der Blick vom Berg Bände über die moderne Form der Vergesellschaftung an sich, in welcher soziale Beziehungen zu einem großen Teil durch das Geld gelenkt werden und sich die Verhältnisse danach gestalten.

Die Stadt und die Menschen darin – sie sind da und schreien nach Leben unter diesen verwirrenden Bedingungen, der rasend schnellen Zeit und der überfließenden Eindrücke, die ein jeder Tag mit sich bringen kann. Und das ist alles ganz normal. Und alles funktioniert gut, mehr als gut, bestens. Und wir gehen davon aus, dass die Sonne am nächsten Morgen wieder aufgehen wird, am Mittelmeer und das sie ihre Bahn ziehen und wieder untergehen wird. Das wird sie auch. Die Dinge werden ihren Lauf nehmen.

Wer aber hält inne, steht mit offenem Mund da, versucht es zu erfassen und kann es nicht, versucht die Fragen zu formulieren und kann nichts sagen; und staunt nur und ist betroffen über diesen gigantischen Haufen, der Metropole Athen?